Gegen den Strom: Frauen mit Kopftüchern gesehen von Pasolini, Werner Berg, Hrdlicka und Pölz

Finally time to see die neue Ausstellung im Werner Berg Museum über eine Zeit in der die älteren Frauen noch mit Kopftüchern in die Kirche gegangen sind in Neuhaus – Kärnten – Österreich – Italien – Europa … #
https://www.wernerberg.museum/de/ausstellungen/gegen-den-strom-pasolini-berg-hrdlicka.html
Der gestrige Regen brachte auch die Sonnenblumen im Jauntal zum Blühen
Unterwegs in Richtung Petzen
Die bukolische Idylle einer Fahrt im Juni mit dem Pferdewagen zur Firmung vor dem schon satten Grün der Obstbäume und der hellgrün aufleuchtenden Wiese im Hintergrund zeigt eines von Werner Bergs Hauptthemen in selten heiterer Gelöstheit: der ländliche Mensch unterwegs.
Werner Berg mag in seinen Jahren in Wien oft beeindruckt vor den Bildern Breughels im Kunsthistorischen Museum gestanden sein. Die Fülle einzelner kleiner Szenen muss ihm in Kärnten angesichts der vielen sich ihm bietenden bildhaften Ereignisse wieder ins Gedächtnis gekommen sein: Die kirchlichen Feste und Feiertage bestimmten den Jahreslauf, auf Hochzeiten und Kirchtagen kamen die Menschen wie seit Jahrhunderten zu Essen, Musik und Tanz zusammen, Bettler saßen auf der den Hügel ansteigenden Straße nach Völkermarkt, auf dem Wiesenmarkt in Bleiburg standen die Pferdehändler und Kinder hockten im Gras und beobachteten die Pferde der Zigeuner.
Bergs Darstellung „Das Firmwagerl“ am Museum liebäugelt nun mit dem Werk „Autobus“. Berg-Enkel Harald Scheicher: „Das steht für die Gegenüberstellung einst und jetzt. Das Firmwagerl zeigt eine Bauernfamilie – also Mann, Frau und Kind am Weg zur Firmung als Szene der damaligen bäuerlichen Welt. Der Autobus spiegelt den Fortschritt wider – die Familie blickt über die Fensterkante hinaus. Genau gegen diese fortschrittliche, motorisierte und moderne Welt haben sich Berg und Pasolini gewehrt.“

Gegen den Strom

Viele Gedichte und Gedanken Pier Paolo Pasolinis (1922- 1975) beklagen das Verschwinden der bäuerlichen Welt mit ihren regionalen Besonderheiten, die PPP in Friaul erlebt hatte und aus der er mit 27 Jahren vertrieben wurde – das Verschwinden einer ursprünglichen bäuerlichen Welt musste auch Werner Berg in 50 Jahren seines Schaffens konstatieren, nachdem er sich mit 27 Jahren als Maler für ein archaisches Bauernleben im slowenisch geprägten Unterkärnten entschieden hatte. 
Seinen Werken sind Filmbilder Pier Paolo Pasolinis gegenübergestellt, die Analogien in Bildaufbau und Bildkomposition dieser beiden Künstler zeigen, die sich zeitlebens nicht kannten. Texttafeln mit Zitaten und Gedichten Pier Paolo Pasolinis und Texten Werner Bergs bekräftigen deren Absage an Wohlstandshörigkeit und Fortschrittsgläubigkeit. Beide können als Propheten von Veränderungen gesehen werden, die heute die Welt bedrohen.
Obir mit Rutarhof im April
Am Wiesenmarkt
Zu Gast bei der Bildstocksegnung durch Pfarrer Wutte beim vulgo Janesch in Heiligenstadt in den 1990er Jahren (Unterkärntner Nachrichten)
Pfarrwallfahrt nach Maria Luggau
Kopftücher als Feiertagsschmuck
… und bei der Arbeit (Foto Maria Sadnek)
Firmung im Hause Keuschler 
Erntedankfest Neuhaus
Vor der Filialkirche Bach
Punkerwirtin in Bach
Die Radfahrerin
Berg vs. Pasolini
Über 40 Radierungen vom Alfred Hrdlicka (1928-2009) zeigen die Auseinandersetzung mit Pasolinis Homosexualität und die Erschütterung über dessen Ermordung eindrucksvoll und oft verstörend auf.
Skulpturengarten
Hans-Peter Profunser
Gegen den Strom
Gegen den Strom schwimmen möchte ich mit meinen Arbeiten: Zerfleischung, Loslösung, Gegen den Krieg, Verstrickung, Die Vergessenen, Totentanz und so weiter.
Meine bevorzugten Materialien sind Marmor und Metall. Hier habe ich großteils mit altem rostigem Eisen gearbeitet. Dabei wurden Teile ausgeschnitten, von Hand getrieben verformt und wieder zusammengeschweißt. Die im Kopf gereifte Skulptur entsteht ohne Modell oder Zeichnung. Dadurch bin ich viel freier in meiner Arbeit und der Ausgang bleibt immer offen. Bei dieser Arbeitsweise komme ich, ähnlich wie Sportler, in einen Flow und werde auf eine meditative Art und Weise getragen. Die Arbeit mit dem Stein ist eine viel kompromisslosere als mit Metall, da im Stein kein Fehler mehr rückgängig gemacht werden kann. Auch bei diesem Material arbeite ich aus meiner Vorstellung im Kopf. Es ist für mich wie eine Route, die ich einschlage, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. 
Hans-Peter Profunser
Der Bleiburger Wiesenmarkt – das größte und älteste Volksfest im Kärntner Unterland – wird seit 1393 abgehalten und findet 2025 von Freitag, dem 29. August, bis Montag, dem 1. September, statt.
Am Drauradweg nach Neuhaus
Fortsetzung folgt …