Der Feuervogel / Carmina Burana im Stadttheater Klagenfurt

»Der Feuervogel« bezaubert mit Poesie, »Carmina Burana« beeindruckt durch Wucht und Vitalität: Ein grandioser Tanztheaterabend läutet den Frühling ein. (…) Mit Igor Strawinskys Orchestersuite  »Der Feuervogel« gelingt Choreografin Sabine Arthold und ihren Studenten der Performing Academy Wien eine frische, jugendliche Interpretation des Stoffes voll liebevoll platzierter Details. Die Geschichte des Prinzen, der mithilfe des Feuervogels einen böse Zauberer und seine Dämonen besiegt, erzählt die junge Compagnie zart und kraftvoll zugleich (allen voran: Julia Hübner und Jonathan Metu). Dabei wird nicht nur barfuß getanzt, sondern auch ausdrucksstark gespielt. Mimik und Gestik haben nichts von der maskenhaften Starrheit klassischer Ballettaufführungen, der bunt gemischten Truppe sieht man die Freude auf der Bühne an (…). (…) Bei  »Carmina Burana« nach der Pause geht es dann richtig wuchtig zu: Die weltlichen lateinischen und deutschen Texte aus dem Mittelalter (…) erklingen aus zig Kehlen von Chor und Extrachor des Stadttheaters, des Kammerchors Klagenfurt und der Singakademie Carinthia. Engagiert und präzise halten Orchestermusiker und Chorsänger den Spannungsbogen, während zwischen ihnen auf der Bühne die Tänzerinnen erotisch-kokett (…) Liebeswerben und Frühlingserwachen thematisieren. (…) Ohne Bühnenbild, nur mit farbigen Lichtstimmungen (Thomas Zeitler) und fließenden Kostümen (Bettina Breitenecker) beeindruckt eine kulinarische Produktion, die bei der Premiere mit Standing Ovations gefeiert wurde.

Die Premiere des Abends wurde zu Recht bejubelt. (…) Am Klagenfurter Stadttheater wird der Frühlingsanfang mit einem hemmungslosen Klangrausch gefeiert. Alles, was schön und laut ist, wird zur Aufführung von Igor Strawinskys Feuervogel-Suite und Carl Orffs Carmina Burana aufgeboten. Das beginnt bei den peitschenden Einsätzen des von Nicholas Milton aufgestachelten Kärntner Sinfonieorchesters. Es erhitzt sich neu und neu an den Pulsen des von Günter Wallner durch den Abend gejagten, extragroßen Hauschores. Und es verschenkt sich verschwenderisch in der ausgelassenen Körpersprache eines von Sabine Arthold durch die Ekstasen von Lust und Liebe begleiteten Tanzensembles. Dieses, gebildet aus Studentinnen und Studenten der renommierten Wiener Performing Academy, wurde von Bettina Breitenecker wir für den ausgelassenen Elfenreigen ausgestattet. Solistisch ziehen ihrerseits Julia Hübner und Jonathan Metu die Blicke auf sich. (…) Auf sängerischer Ebene überzeugen der großartige Bariton Marian Pop in der ständig geforderten Attacke sowie die von Orff eher mit lyrischen Momenten betraute Sopranistin Ava Dodd. Der mitreißende Bariton (…) und die zwischen Scham und Verlangen betörend schwankende Sopranistin wurden bei der Premiere zu Recht stürmisch gefeiert. (…) Die einstige Bewegungskomponente der Carmina Burana war zuletzt etwas überlagert von einer Tradition konzertanter Interpretationen. Nicht nur durch die hohe Gesamtqualität des Abends, sondern auch dieser Umstand macht diese Produktion beachtenswert.

Zur Stadttheater-Premiere begeistern zehn Studierende der Performing Academy Wien mit zwei epochalen Werken und einer mitreißenden Solotänzerin aus Klagenfurt. Wie groß der Tanzdurst des Klagenfurter Publikums ist, belegt Donnerstag der tosende, fünfminütige Schlussapplaus (…). (…)  »Der Feuervogel« von Strawinsky und Orffs  »Carmina Burana« betörten Auge wie Ohr mit einem Bilder- und Klangrausch, den Ballett, Musik und Gesang trugen. So bezaubernd ihr Lächeln, so ausdrucksstark in Eleganz und Dynamik ist die Klagenfurterin Julia Hübner, die als Feuervogel über die Bühne fegte, um in Sabine Artholds schneller, technisch anspruchsvoller Choreografie viel klassisches Ballett mit zeitgenössischem Tanzvokabular zu verweben und das Fabeltier aus dem russischen Märchenschatz feuertrunken zu bekleiden. Als kongenialer Partner an ihrer Seite überzeugte Jonathan Metu, der die vielen Hebefiguren ebenso leichtfüßig meisterte wie er innige Zweisamkeit in fließende Ästhetik goss. Traten die beiden immer wieder als fertig ausgebildete Profis im virtuosen Pas de deux aus dem Ensemble der Studierenden, kann man ohne Wenn und Aber behaupten, dass auch das zehnköpfige Ensemble tänzerisch überzeugte und eine beeindruckende Probe seines Könnens ablieferte.