Entdeckungsreise und Spurensuche am riesigen Areal des Wiener Zentralfriedhofs, für Radfahrer und auch Fiaker erlaubt #
Fahrt vom Stadtzentrum rund 10 Kilometer nach Simmering zum Zentralfriedhof #
Wiener Zentralfriedhof
Der bedeutendste Friedhof Wiens ist die letzte Ruhestätte für Menschen aller Religionen. Der Wiener Zentralfriedhof ist aber nicht nur Stätte der Totenruhe: Die Parklandschaft mit beeindruckender Flora und Fauna stellt einen Ort der Erholung und Besinnung dar. Auf Grund seiner vielen Ehrengräber zählt er zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der Stadt Wien.
Musikalisch verewigt wurde der Friedhof durch den Austropop-Musiker Wolfgang Ambros, dessen Freund und Texter Joesi Prokopetz sich 1974 von einem Plakat anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums des Zentralfriedhofs zu einem seiner größten Erfolge, dem Lied Es lebe der Zentralfriedhof, inspirieren ließ.
Der Zentralfriedhof ist einer der magischsten Orte Wiens. Hier warten Ehrengräber von Beethoven bis Falco, fantastische Jugendstil-Architektur sowie jede Menge sattes Grün, das den Friedhof zu einem beliebten Naherholungsgebiet macht.
Der 1874 eröffnete Wiener Zentralfriedhof ist viel mehr als eine letzte Ruhestätte. Rund zwei Quadratkilometer groß, handelt es sich um den zweitgrößten Friedhof Europas. Dementsprechend tut sich hier eine Parallelwelt auf, die an Abwechslung kaum zu überbieten ist. Beeindruckend sind nicht nur die Grabanlagen. – Darunter viele Ehrengräber von weltbekannten Musikern wie Johannes Brahms, Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, aber auch Falco und Udo Jürgens. Mit der Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus wartet eine der schönsten Jugendstilkirchen Wiens. Arkadengrüfte, Mausoleen und bizarr anmutende Monumente schaffen eine einmalige Atmosphäre, die auch für ein gewisses Gruseln sorgt. – Willkommen an einem ganz besonderen Wiener Ort!
Durch das Hauptportal geht man geradeaus auf die von einer großen Kuppel gekrönte Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus zu und findet links und rechts dieses Hauptweges (Gruppen 32a und 14a sowie 32 c und 14c) die wahrscheinlich größte Anlage von Ehrengräbern der Welt. Hier sind unter vielen anderen (Gruppe 32a:) die Gräber von Gluck, Beethoven, Schubert, Hugo Wolf, Johann Strauss Vater und Sohn, Lanner, Brahms, (Gruppe 32c:) Arnold Schönberg, Hans Moser, Robert Stolz, Theo Lingen und Curd Jürgens.
Direkt vor der Gedächtniskirche liegt die Gruft, in der die verstorbenen Bundespräsidenten seit 1945 (Renner, Körner, Schärf, Jonas … ) bestattet sind.
Neben der Bundespräsidentengruft für die verstorbenen österreichischen Bundespräsidenten werden am Zentralfriedhof auch viele andere Ehrengräber gepflegt.
Eine neue Besonderheit sind auch die Fiakerführungen durch den Zentralfriedhof: Was dem Venezianer seine Gondel, ist dem Wiener sein Fiaker, eine Kutsche mit Zweigespann. Seit dem Frühjahr 2012 sind ähnlich wie in Schönbrunn oder der Wiener Innenstadt auch am Wiener Zentralfriedhof Fiakerfahrten möglich.
Der jüdische Friedhof am Zentralfriedhof
Eine der größeren Abteilungen bildet der alte jüdische Friedhof, der besonders aufgrund seiner Verwahrlosung geradezu romantisch anmutet, wenn man nicht die dazugehörige traurige Geschichte kennen würde: Mit den Ermordungen oder Deportationen österreichischer Juden während der Zeit des Dritten Reiches gibt es keine Angehörigen mehr, die sich um die Gräber auf dem alten jüdischen Friedhof kümmern könnten.
Alter und neuer jüdischer Friedhof
Als erste konfessionelle Abteilung wurde 1879 im Westen der Anlage bei Tor 1 der „jüdische Friedhof“ (offiziell als Israelitische Abteilung des Zentralfriedhofs bezeichnet) eröffnet. Doch bereits 1916 war diese Abteilung ausgelastet, weshalb am östlichen Ende des Friedhofsareals die Neue Israelitische Abteilung (5. Tor, vor Dezember 1996 in 4. Tor umbezeichnet) errichtet wurde. Der Schlussstein zu der von Architekt Ignaz Reiser (1863–1940) entworfenen Zeremonienhalle wurde am 12. September 1928 gelegt.
1945 wurden durch fehlgeleitete Fliegerbomben in der alten Abteilung schwere Schäden angerichtet und rund 3000 Grabstätten zerstört. In den folgenden Jahrzehnten verwilderte die Abteilung zusehends. 1991 begann der im selben Jahr gegründete unabhängige Verein „Schalom“, beschädigte Gräber zu restaurieren, Grabinschriften zu erneuern und generelle Instandhaltungsarbeiten durchzuführen. Der alte jüdische Friedhof, wo u. a. Arthur Schnitzler, Friedrich Torberg, Gerhard Bronner und Viktor Frankl beerdigt sind, und die neue Abteilung, wo u. a. Otto Soyka beigesetzt ist, sind die mit Abstand größten konfessionellen Abteilungen auf dem Gelände des Zentralfriedhofs.
Der alte jüdische Friedhof wurde in den 90er Jahren vom Verein Schalom gepflegt. Dieser beseitigte viele der Kriegsschäden und versuchte Wiens Bürger zur Mitarbeit zu motivieren. Leider war die Resonanz innerhalb der Wiener Bevölkerung sehr gering und so ist die Pflege der riesigen Grabanlage bis heute vor allem Sache der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.
Vereinzelt finden bis heute Begräbnisse auf dem alten jüdischen Friedhof statt, aber die meisten aktuellen Grabstätten befinden sich auf dem neuen jüdischen Friedhof bei Tor 4 des Zentralfriedhofs.
Der alte jüdische Friedhof ist wohl der schönste Teil des gesamten Zentralfriedhofs. Zwar nagt die Natur und der Zahn der Zeit hier nicht bloß am Gebein, aber dies unterstreicht eher den stillen wie morbiden Charme der beschaulichen Ruhestätte.