Unterwegs in der Stadt von Robert Musil, Ingeborg Bachmann, Christine Lavant und Egyd Gstättner
On the road in Klagenfurt. Herbstliche Kulturreise ausgehend vom Musil-Museum in der Bahnhofstraße auf den Spuren großer Kärntner Literaten #
Klagenfurt im Oktober 2022 #
Robert Musil (1880-1942)
In der Ausstellung mit dem Titel „Ins Ungewisse hinsteuern“ wird versucht, die Stationen von Musils Lebensreise mit Originalobjekten, Dokumenten, Fotos und natürlich mit Erstausgaben seiner Bücher – von den Verwirrungen des Zöglings Törleß bis zum Mann ohne Eigenschaften – nachzuzeichnen.
Nachdem Robert Musil nicht einmal ein Jahr lang in dem Haus in der Klagenfurter Bahnhofstraße gelebt hat, wurde bewußt darauf verzichtet, sozusagen historische Situationen zu „arrangieren“, die mit dem MUSIL-HAUS nicht in Zusammenhang stehen. Die wertvollen Objekte aus dem persönlichen Nachlaß wurden in einen abstrakten Kontext gestellt.
Die „Skulptur der Koffer“ ist Symbol für die Emigrationsjahre Martha und Robert Musils
https://www.musilmuseum.at/musil-museum.html
https://www.kleinezeitung.at/kultur/6211621/Musilinstitut-Klagenfurt_Ein-Haus-mit-vielen-Eigenschaften-feiert
„Alte Ansicht“ vom Geburtshaus Robert Musils in der Bahnhofstraße
James Joyce vs. Robert Musil
Die erhalten gebliebenen Reisekoffer des Ehepaares Musil sind Teil des persönlichen Nachlasses, welcher seit Anfang der achtziger Jahre in Klagenfurt aufbewahrt wird.
Die „Skulptur der Koffer“ ist Symbol für die Emigrationsjahre Martha und Robert Musils
Ingeborg Bachmann (1926-1973)
Ihre Erzählung „Jugend in einer österreichischen Stadt“ sei, so Ingeborg Bachmann, keine autobiographische Geschichte, obwohl die Stadt K. Klagenfurt ist. Aber wohl jeder, der mit Bachmanns Biographie und der Topographie Klagenfurts vertraut sei, werde – so Klaus Amann, der Leiter des Robert Musil-Instituts für Literaturforschung – deshalb auch nicht zögern, Bachmanns Erzählung „Jugend in einer österreichischen Stadt“ als Bruchstück ihrer Autobiographie zu lesen.
Das Museum kann deshalb auch zum Ausgangspunkt einer individuellen Suche nach den Spuren werden, die Ingeborg Bachmann „in einer österreichischen Stadt“ hinterlassen hat. Den vielfältigen Beziehungen der Autorin zu ihrer Heimatstadt ist ebenfalls ein eigener Raum gewidmet. Der Bachmann-Raum kann gleichsam als zentraler Punkt eines Netzes von Orten und Schauplätzen verstanden werden, das sich über die ganze Stadt spannt. Dieses Netz reicht vom Wörther See im Westen Klagenfurts, der auf jenen drei Wegen erreichbar ist, die von Ingeborg Bachmann beschrieben wurden, bis zum Friedhof in Annabichl, wo sich die Grabstätte der Autorin befindet. Der Bachmann-Raum „verweist“ auf „Ausstellungsstücke“ in der Stadt. Den Besucherinnen und Besuchern des Literaturmuseums steht deshalb auch ein Folder für eine eigenständige Spurensuche zur Verfügung.
Gert Jonke
„Christine Lavant und Klagenfurt“
Zum ersten Mal wird eine Rekonstruktion des Wohn- und Arbeitszimmers der Lyrikerin Christine Lavant gezeigt. Es handelt sich dabei um eine Zusammenstellung originaler Möbelstücke aus jener legendären Mansardenwohnung der Lavant in St. Stefan im Kärntner Lavanttal. Der Raum, welcher in etwa die gleiche Dimension aufweist wie das Originalzimmer, hat sozusagen den Charakter eines Bühnenbildes. Die Objekte wurden – gleichsam als Zitat – in eine abstrakte Umgebung gestellt, sie ruhen auf Metallplatten. Die Exponate wurden vor nicht allzu langer Zeit – gemeinsam mit dem schriftlichen Nachlaß – vom Land Kärnten angekauft und dem Robert Musil-Institut für Literaturforschung zur Bearbeitung übergeben. Ziel des Projekts ist eine „Kritsche Gesamtausgabe der Werke Christine Lavants“.
Freunde berichteten, daß die an Schlaflosigkeit leidende Dichterin oft im Türkensitz auf dem Sofa in einer Ecke der Wohnung gekauert sei. So sei Lavant auch nächtelang gesessen und habe nicht geschlafen, sondern Tee getrunken, Kekse gegessen und geraucht.
Im Jahr 1966 übersiedelte Christine Lavant mit ihrem Hausrat in eine Wohnung, die sich im sechsten Stock eines Klagenfurter Hochhauses befand. Das Experiment scheiterte allerdings bald. Die Dichterin fühlte sich ausgesetzt. 1968 zog Christine Lavant wieder zurück nach St. Stefan, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1973 blieb.
Er ist Lyriker, Prosa-Schriftsteller und Kulturpublizist, doch Peter Paul Wiplinger ist seit geraumer Zeit auch als künstlerischer Fotograf tätig. Im Robert-Musil-Literatur-Museum in Klagenfurt sind derzeit einige seiner Arbeiten unter dem Titel „Metamorphosen“ zu sehen. Die Bilder, bei denen man als Betrachter nicht sofort erkennen kann, ob es sich um Malerei oder Fotografien handelt, stellen einen kompletten Foto-Zyklus dar, dessen Ausgangspunkt das Bild „Das Fenster von Suetschach/Sueče“ ist. (Kleine Zeitung)
Blick durch „Das Fenster von Suetschach/Sueče“ auf Klagenfurt im Oktober 2022
Covid and Christmas preparations am Alten Platz
Kiki Kogelnik in Klagenfurt
https://landesarchiv.ktn.gv.at/
Oktoberfarben am Lendkanal
Auf den Spuren von Egyd Gstättner
„Egyds Büro“ – ein anonymes Denkmal am Wörthersee
Ein kleines Denkmal setzte ihm ein anonymer Verehrer aus der Bevölkerung an der Wörthersee- Promenade zwischen Klagenfurt und Krumpendorf. Als er sich einmal in einem seiner Werke („Das Mädchen im See“ 2005) selbst an diesem Platz über das am gegenüberliegende Ufer liegende Komponierhäuschen Gustav Mahlers sinnierend beschrieb, brachte er ins Spiel, dass er zwar nie ein solches besitzen werde, aber vielleicht ja ein kleines Messing-Täfelchen mit der Aufschrift „Egyds Büro“. Dies nahm eine bis heute unbekannte Person zum Anlass, um ein solches tatsächlich anzubringen, und als die Tafel 2016 einmal gestohlen wurde, brachte man zu Gstättners Überraschung postwendend eine neue an – wiederum anonym.